Gesundheitswesen

Ärztekammer-Chef: Strukturreformen statt Kontaktgebühr

31.12.2025, 11:49

Braucht es eine Kontaktgebühr für Arztbesuche? Bundesärztekammer-Präsident Reinhardt fordert grundlegende Strukturreformen und setzt eher auf digitale Angebote wie die Videosprechstunde.

Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt blickt skeptisch auf Rufe nach Einführung einer Kontaktgebühr bei Praxisbesuchen. Zwar könne man über die Zuzahlung von Versicherten nachdenken, «aber erst in zweiter Linie», sagte er dem Deutschlandfunk. «Ich befürchte, dass es davon ablenkt, dass wir Strukturreformen brauchen im Zugang zum Gesundheitswesen.»

Eine Kontaktgebühr werde eine gewisse Entlastung bieten, aber bei weitem nicht reichen, um das Defizit zwischen Einnahmen und Ausnahmen in Deckung zu bringen, erklärte der Ärzte-Präsident. «Und es wäre fatal, wenn wir das jetzt sozusagen als einzige Maßnahme oder als eine Maßnahme einführten, die am Schluss davon ablenkt, dass wir wirklich uns um die Strukturen kümmern müssen.» Darüber hinaus sieht Reinhardt in einer Kontaktgebühr eine «einseitige Belastung derer, die Hilfe in Anspruch nehmen müssen». 

Angesichts stark steigender Kosten für die gesetzlichen Krankenkassen gibt es Forderungen nach einer stärkeren finanziellen Beteiligung von Patienten bei Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte sich in der «Bild» für eine Kontaktgebühr für Praxisbesuche ausgesprochen, die bei drei oder vier Euro liegen könnte. 

Videosprechstunde vor Praxisbesuch?

Reinhardt setzt zur Reduzierung der Arztbesuche eher auf digitale Instrumente zur Ersteinschätzung und auf Videosprechstunden. Hintergrund des Vorschlags ist, dass Patienten nach Reinhardts Darstellung angesichts des komplexen Gesundheitssystems nur schwer entscheiden könnten, welche Anlaufstelle die richtige ist. «Und wir erleben, dass wir an ganz vielen Stellen Patientinnen und Patienten sehen, die in gutem Glauben an die eine oder andere Stelle gegangen sind, aber es falsch gemacht haben.» Diesen Kräfteverlust müsse man beseitigen, indem der Zugang zum Gesundheitswesen besser strukturiert werde.

Wer sich trotz eines solchen Angebots «doch direkt zum Beispiel in eine klinische Ambulanz begibt, weil er meint, da wäre er jetzt am besten aufgehoben, dass der dann unter Umständen Zuzahlung leistet, dafür wäre ich absolut».