Konflikte

Lawrow wirft Merz antirussische Nazi-Parolen vor

11.07.2025, 14:22

Kanzler Merz sieht mit Blick auf Russland die «Mittel der Diplomatie ausgeschöpft». Solche Äußerungen eines Deutschen sorgen in Moskau seit Tagen für Unmut. Nun äußert sich auch Außenminister Lawrow.

Moskaus Außenminister Sergej Lawrow hat Bundeskanzler Friedrich Merz vorgeworfen, antirussische Losungen wie zu Nazi-Zeiten für eine Militarisierung Deutschlands zu nutzen. Es sei «völliger Unsinn», Russland als Gefahr zu bezeichnen, sagte Lawrow in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. «Ich hoffe, dass jeder Politiker mit einem gesunden Menschenverstand das begreift.» Merz habe sich für einen Kurs der Militarisierung Deutschlands entschieden, sagte der Minister und kritisierte, dass der Kanzler keine «Mittel der Diplomatie» gegenüber Moskau mehr sehe.

«Wenn Herr Merz der Meinung ist, dass die friedlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, muss er beschlossen haben, sich auf Kosten seines Volkes ganz der Militarisierung Deutschlands zu widmen, um dann wieder auf Nazi-Parolen herumzureiten – für eine Abwehr der Bedrohungen, die von Russland ausgingen», sagte Lawrow. Er äußerte sich bei einer Pressekonferenz des Außenministertreffens der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean. Merz' Aussagen zu Israel während des Iran-Kriegs, wonach das Land die «Drecksarbeit» für den Westen erledige, zeuge von einer Mentalität «der Herren über Konzentrationslager», sagte er zudem.

Der Kreml kritisierte Merz später ebenfalls, wenn er auch auf die Nazi-Rhetorik verzichtete. Der Bundeskanzler sei Vertreter eines Konfrontationskurses gegenüber Russland und einer Mobilisierung Europas, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. «Wir sehen das, wir verstehen das, wir wissen das und wir berücksichtigen das in unseren weiteren Handlungen», fügte er hinzu.

Merz: «Mittel der Diplomatie sind ausgeschöpft»

Merz löst mit seinen Äußerungen zu Russland immer wieder scharfe Reaktionen in Moskau aus und sieht sich Nazi-Vergleichen ausgesetzt. Moskau wirft dem Kanzler vor, zunehmend auf eine militärische Lösung des Ukraine-Konflikts zu setzen und Deutschland immer mehr in den Krieg hineinzuziehen.

Der Kanzler hatte am Mittwoch im Bundestag über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gesagt: «Die Mittel der Diplomatie sind ausgeschöpft, wenn ein verbrecherisches Regime mit militärischer Gewalt das Existenzrecht eines ganzen Landes offen infrage stellt und sich auf den Weg macht, die politische Freiheitsordnung des ganzen europäischen Kontinents zu zerstören.»

Russland führt seit mehr als drei Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Verhindern will Moskau nach eigenen Angaben etwa einen Nato-Betritt Kiews, weil das eine Bedrohung für die Sicherheit Russlands sei. Daneben erhebt Russland aber auch Gebietsansprüche gegenüber dem Nachbarn.