Erinnerungskultur
Tschechien fördert Erhalt deutscher Gräber
22.05.2025, 14:22
Die tschechische Regierung legt erstmals ein eigenes Förderprogramm für den Erhalt alter deutscher Gräber auf. Das hat das liberalkonservative Kabinett in Prag gebilligt. «Es ist unwürdig, diese Orte der Erinnerung verfallen zu lassen», sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, Klara Simackova-Laurencikova. Zum Start des Projekts des Ministeriums für Regionalentwicklung stehen für 2026 rund 400.000 Euro zur Verfügung. In den Folgejahren soll es jeweils doppelt so viel sein.
Gräber verfallen seit Jahrzehnten
Nach Schätzungen des Ministeriums gibt es auf tschechischen Friedhöfen Hunderttausende Gräber von Menschen deutscher Herkunft. Allein in der Verwaltungsregion Usti nad Labem an der Grenze zu Sachsen sollen es rund 20.000 sein. Viele der Gräber sind in einem desolaten Zustand. Dabei hätten viele von ihnen einen hohen architektonischen Wert oder würden an bedeutende Persönlichkeiten erinnern, sagte der Architekt Petr Stepanek.
Tschechien hatte sich in dem Vertrag über gute Nachbarschaft von 1992 zur Pflege der deutschen Gräber verpflichtet. Bisher bedurfte es aber der Initiative von Einzelnen oder von Organisationen wie dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds. Die Friedhöfe sind im Besitz der Kommunen.
Das nationalsozialistische Deutschland hatte 1938 die Sudetengebiete der damaligen Tschechoslowakei besetzt. Im März 1939 marschierte die Wehrmacht auch im Rest des heutigen Tschechiens ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden rund drei Millionen Sudetendeutsche aus der wiederhergestellten Tschechoslowakei vertrieben.