Gesellschaft
Neue «Miss Germany» übersetzt Medizin-Fachjargon mit KI-Avatar
23.02.2025, 15:17
Die neue «Miss Germany» Valentina Busik hat nicht weniger vor als die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen. «Der Sieg ist eine riesige Möglichkeit nicht nur mich, sondern deutschlandweit für Pflegekräfte, für Ärzte und vor allem für Patienten», sagte die 27-jährige Ärztin der Deutschen Presse-Agentur nach der Kür.
Busik arbeitet mit Künstlicher Intelligenz (KI). Sie hat einem Avatar entwickelt, der Tag und Nacht für jeden verständlich auf 40 Sprachen und Gebärdensprache medizinischen Fachjargon übersetzen soll.
Oft hapert es bei der Behandlung an der Sprache
Sie wolle die Arbeit im Gesundheitswesen erleichtern und bei denen anfangen, die am meisten leiden - den Patientinnen und Patienten, sagte Busik. «Es kann jeden von uns jeden Tag treffen, dass wir krank werden.» Da sei es wichtig, dass man die Ärztinnen und Ärzte versteht. Es fehle aber oft an Zeit und Sprachkenntnissen. «80-jährige Opis brauchen einfach die Erklärung 10, 20 Mal und das geht halt nicht in einem Gespräch, wo man super aufgeregt ist.»
Auf der Bühne im Europa-Park in Rust bei Freiburg hatte Busik betont: «Ich bin Ärztin in einem der reichsten Länder der Welt, mit Technik wie in einem Raumschiff.» Die Kommunikation könne aber oft verbessert werden. Jeden Tag verließen Hunderttausende Patientinnen und Patienten Arztpraxen mit mehr Fragen als vorher. Änderungen müssten auf höchster Ebene geregelt werden, sagte Busik der dpa. Das Gesundheitsweisen brauche die Politik im Rücken.
Als Kind brauchte Busik wegen einer Nierenerkrankung medizinische Hilfe, hatte sie vor dem Finale der dpa erzählt. Doch zunächst sei das Problem von Kinderärzten verkannt worden und ihre Eltern - Spätaussiedler aus Kasachstan - hätten sich auch wegen mangelnder medizinischer Kenntnisse alleingelassen gefühlt. Nur dank eines befreundeten Arztes sei es schließlich gelungen, die dringend erforderliche Operation auf den Weg zubringen. Als ihre Eltern ihr die Geschichte erzählt hätten, habe sie entschieden: «Das mache ich besser.»
Unternehmerische Werte statt alte Schönheitsideale
Unter Führung von Max Klemmer, der in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters getreten ist, haben die Miss Germany Studios den einstigen Schönheitswettbewerb in den vergangenen Jahren umgemodelt. Es geht nicht mehr um Laufsteg-Auftritte im Bikini, sondern um Frauen, die etwas bewegen wollen. Dieses Mal stand noch mehr als in den vergangenen Jahren das Thema Wirtschaft und Frauen in der Arbeitswelt im Fokus.
Gestartet war die Staffel 2024/25 mit mehr als 1.000 Bewerberinnen. Unter die neun Finalistinnen schafften es auch eine Zimmerin und eine Patentanwältin.
Sie traten in den Kategorien Female Founder (Gründerinnen), Female Leader (Führungskräfte) und Female Mover (Frauen in männerdominierten Berufsfeldern) an. Jurys wählten die drei Gewinnerinnen - Busik siegte in der Sparte Mover. Aus diesem Trio konnte dann erstmals das Publikum - sowohl im Saal als auch etwa bei Tiktok - die «Miss Germany» bestimmen.
Leitende Frage: «Warum nicht?»
Der Tenor bei der Final-Show war schnell klar: Frauen können laut sein, Frauen können etwas erreichen. Und vor allem können sie so viel mehr als nur gut aussehen, wie Moderatorin Lola Weippert gleich zu Beginn feststellte.
Vorjahressiegerin Apameh Schönauer sagte: «Du kannst lächeln und trotzdem ernst genommen werden. Du kannst leise sein und trotzdem brüllen.» Frauen machten das unterstützt von Familie und Freunden, mit viel Mut und geleitet von einer Frage: «Warum nicht?», sagte die Architektin und gab direkt ein Beispiel: «Warum nicht Heels tragen und trotzdem die Chefetagen besetzen?»
Viel Stimmung im Saal
Langjährige Beobachter des Wettbewerbs stellten fest, dass die Veranstaltung mit der Zeit kleiner geworden sei. So fand das Finale zwar zum 23. Mal im Europa-Park statt, aber in einem kleineren Saal.
Unter Zirkuszeltoptik feierten Familien und Freunde die Finalistinnen. Sie hatten Banner, Fähnchen, Luftballons und Tröten dabei. Weil der Geräuschpegel hoch war, musste Moderatorin Weippert immer wieder um Ruhe bitten.
Abschied vom Europa-Park
Zum vorerst letzten Mal ging das Event im größten Freizeitpark Deutschlands über die Bühne. Viel Fleiß, Schweiß und Tränen seien in die Vorbereitung des Abends geflossen, sagte Veranstalter Klemmer. Neun Monate hätten alle auf diesen Abend hingearbeitet.
Die Bewerbungsrunde für die Staffel 2025/26 läuft schon, die Anmeldung kostet 99 Euro. Zum 100-jährigen Jubiläum des Wettbewerbs 2027 wollen die Organisatoren nach früheren Angaben in eine größere Stadt wechseln.