Weltmeisterschaften

Deutscher Schwimmer Wellbrock holt Gold im Freiwasser

27.06.2022, 13:50

Florian Wellbrock tilgt einen weiteren weißen Fleck in seiner Erfolgsvita. Gleich bei seinem ersten WM-Rennen über fünf Kilometer setzt er sich durch. Es ist seine vierte Medaille im vierten WM-Start.

Gelöst und stolz wie nie zuvor während der WM-Tage von Budapest nahm sich der deutsche Weltmeister Florian Wellbrock auf dem Siegerpodest Zeit für ein Selfie. Fröhlich posierte der Gewinner von nun vier Medaillen bei den Ungarn-Weltmeisterschaften mit Gregorio Paltrinieri und Mychajlo Romantschuk - den weiteren Edelmetall-Schwimmern über fünf Kilometer im Freiwasser. Zuvor hatten sich die drei Kumpels innig umarmt. «Das erste Einzel-Gold ist doch etwas Besonderes, weil man es zu 100 Prozent aus eigener Kraft erreicht hat», sagte Wellbrock am Tag nach dem Staffel-Titel.

Bei 26,7 Grad im sehr warmen Lupa-See am äußeren Stadtrand von Budapest hatte sich der Deutsche von Beginn an wohlgefühlt. «Das sind meine Bedingungen, ich habe gemerkt, dass etwas geht», sagte Wellbrock am Montag. Trainer Bernd Berkhahn betonte, dass die Taktik zu 100 Prozent aufgegangen sei. «Mischa sollte die ersten Meter Tempo machen, Florian aus seiner ungünstigen Startposition schnell an ihn und Gregorio heranschwimmen und dann sollte Druck gemacht werden. Das habe ich auf fünf Kilometern so noch nie gesehen, dass es ein Ausscheidungsschwimmen war», lobte der Coach.

Wellbrock freute sich nicht nur über seinen Sieg, sondern auch über die Erfolge der anderen Medaillengewinner. «Mischa» Romantschuks Bronze sorgte dabei für einen speziellen emotionalen Moment. Der Ukrainer, der wegen des Krieges in seiner Heimat mit Wellbrock im ostdeutschen Magdeburg trainiert, wurde von seiner Mutter, Schwester und weiteren Familienangehörigen aus der Ukraine frenetisch gefeiert. «Um ehrlich zu sein: Es standen genau die Leute mit mir auf dem Podium, die ich mir da gewünscht hatte», sagte Wellbrock, der am See nur seine Frau Sarah vermisste. «Sie muss auf unseren Hund aufpassen», sagte er lachend.

Drei Medaillen, darunter zwei goldene, innerhalb von weniger als 40 Stunden - viel mehr geht nicht. «Wenn er die 1500 Meter im Becken auch so mutig und gelöst geschwommen wäre, hätte es dort auch noch anders laufen können», sagte Berkhahn und erzählte, dass man auch psychologisch mit Wellbrock arbeite. «Wenn man ihn vor dem Rennen in die richtige Stimmung bringt, ist vieles möglich.» Über die längste Beckendistanz hatte Wellbrock Bronze, über 800 Meter Freistil Silber geholt.

Auch für die zehn Kilometer am Mittwoch sehen Berkhahn und sein Schützling nun gute Chancen. «Als Titelverteidiger und Olympiasieger sollte man da zu den Favoriten gehören», sagte Wellbrock, dessen WM-Vorbereitung etwas gestört war. «Ich musste mir die Weisheitszähne ziehen lassen, durfte zehn Tage nicht trainieren. Das ist natürlich vor einer Weltmeisterschaft nicht optimal», sagte der 24-Jährige.

Im Freiwasser war von fehlender Fitness nichts zu sehen. Wellbrock kann diese Disziplin noch über Jahre bestimmen. «Freiwasserschwimmen ist ja eine reine Ausdauersportart. Ich denke, wir werden noch viele Meisterschaften erleben. Vorausgesetzt, Flo will das auch», kündigte Berkhahn noch einige Wellbrock-Medaillen für die Zukunft an.

Eine weitere Medaille hätte auch gern Leonie Beck gewonnen. «Ich habe etwas zu lange mit dem Schlussspurt gewartet», sagte sie nach ihrem vierten Platz über fünf Kilometer. Auf der Distanz, die Olympiasiegerin Ana Marcela Cunha aus Brasilien vor Aurélie Muller aus Frankreich und der Italienerin Giulia Gabbrielleschi gewann, waren Beck und die am Ende Neuntplatzierte Jeanette Spiwoks lange am Schluss der Spitzengruppe geschwommen. Am Ende war der Weg bis ganz nach vorn zu weit. «Wichtig sind in zwei Tagen noch die zehn Kilometer», sagte Beck, die 2019 Dritte auf dieser Strecke geworden war und am Sonntag zur goldenen 4x1,5-Kilometer-Mixed-Staffel gehört hatte.